Sie ist sechzehn Jahre alt, geht auf das Reinhart-Gymnasium in Hof, liest gerne, verbringt gerne Zeit mit Freunden, tanzt gerne. In der 6. Klasse musste sie fast jeden Tag hören: Schade, dass sie dich nicht vergast haben. Schade, dass Hitler nicht erfolgreich war. – Teil 22 meiner Begegnungen im Hofer Land.
Antisemitismus kennt Lea-Ruth Pinis, seitdem sie denken kann. Über 50 Mitglieder ihrer Familie wurden im Holocaust ermordet. Nach dem schlimmen Jahr in der 6. Klasse hat sie beschlossen: Sie lässt sich die Anfeindungen nicht mehr gefallen. Zudem sagt sie jedem, den sie neu kennenlernt: „Ich bin Jüdin. Wenn du ein Problem damit hast, dann sag es besser gleich.“
Hof ist ihre Heimat. Hier ist sie geboren und aufgewachsen. Hier ist sie zur Grundschule gegangen. Hier ist ihr Zuhause. Jede Woche geht sie in die hiesige Synagoge. Nach dem Abitur möchte sie ein Jahr lang auf Reisen gehen. Sie liebt Sprachen und will einmal etwas in die Richtung studieren.
Von der Politik wünscht sie sich, dass Antisemitismus viel früher in den Schulen behandelt wird. Wenn der Charakter erstmal geformt ist, sei es meistens schon zu spät.
Liebe Lea-Ruth, als Dein Abgeordneter versichere ich Dir: Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, dass Du Dich als Jüdin hier in Bayern sicher fühlen kannst. So, wie ich auch alles in meiner Macht Stehende tun werde, dass sich Christen, Muslime, Hindus, Sikhs und Angehörige anderer Religionsgemeinschaften hier in Bayern sicher fühlen können.
Artikel 4 unseres Grundgesetzes:
(1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.
(2) Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.