Kristan v. Waldenfels

Mitglied des Bayerischen Landtags

„Jeder Stoß ein Franzos“

Landtagsbrief Nr. 27

„Jeder Stoß ein Franzos“: So lautete die Zeile eines Kriegsliedes, das von deutschen Soldaten im Ersten Weltkrieg gesungen wurde. Ich bin sicher, die Franzosen sangen damals ähnliche Lieder über uns.

Als ich neulich mit einer Delegation des Landtages in Brüssel war, musste ich daran denken, wie wichtig die Europäische Union ist. Bei aller berechtigten Kritik an ihr: Hätte es sie 1914 schon gegeben – wieviel Leid wäre unseren Vorfahren erspart geblieben. Man hätte Kompromisse gefunden, Lösungen erarbeitet. Insofern der Erste Weltkrieg die Grundlage für den Zweiten Weltkrieg legte, insofern hätte auch dieser Krieg nicht stattgefunden. Sein Ende vor 80 Jahren feiert Europa in diesen Tagen.

Kompromisse finden, Lösungen erarbeiten: Darauf wird es in den nächsten Jahren auch in der deutschen Politik ankommen. Eine Koalition ist notgedrungen immer eine Kompromiss-Gemeinschaft. Keine Seite kann all ihre Vorstellungen durchsetzen. Jeder muss Abstriche machen. Auch ich hätte mir – zum Beispiel – in Bezug auf die Verschuldung etwas ganz anderes gewünscht. In der Migration allerdings wird es endlich eine Kehrtwende geben. Und auch beim Bürgergeld.

Liebe Freundinnen und Freunde, es ist ein Klischee und trotzdem wahr: Wir können die Herausforderungen der nächsten Jahre nur gemeinsam bestehen. Lasst uns deshalb eines nicht vergessen: Ein Diktator muss keine Kompromisse machen – er setzt seinen Willen einfach durch. Ein Demokrat hingegen weiß, dass erfolgreiche Politik manchmal schmerzhafte Kompromisse erfordert. Am Ende zählt das Gesamtergebnis. Und da bin ich zuversichtlich.

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